Grüntee-Extrakte bei Frauen in der Menopause

Bei Frauen nehmen mit dem Beginn der Menopause und den damit verbundenen Veränderungen die Dysfunktionen des Fettgewebes zu. Das kann z. B. die Risiken für Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes erhöhen. Grüntee-Extrakte können dazu beitragen, diese Entwicklungen zu verringern, wie eine neue Studie zeigt.

Das (viszerale) Fett in der Bauchhöhle nimmt bei Frauen zu Beginn der Wechseljahre zusammen mit dem Körpergewicht zu. Es hat eine starke hormonelle Aktivität und sondert reichlich proentzündlich wirkende Adipokine (Signalmoleküle) ab, die u.a. den Lipid- und Glukose-Stoffwechsel beeinflussen. So sinkt z. B. Adiponektin, ein Hormon, das in den Fettzellen produziert wird, dies trägt zur Zunahme des Fettgewebes bei, was mit dem Auftreten einer Insulinresistenz in Verbindung gebracht werden kann. Bei Frauen in den Wechseljahren besteht dadurch ein erhöhtes Risiko für Störungen im Stoffwechsel, z. B. für Herz-Kreislauf-Krankheiten und Typ 2 Diabetes. 

Solche Dysfunktionen des Fettgewebes lassen sich mit einer kalorienarmen Ernährung und in Kombination mit geeigneten Nahrungsergänzungen verringern. Dazu können die Extrakte aus dem grünen Tee (Camellia sinensis) beitragen, die hauptsächlich Polyphenole aus den Gruppen der Flavanole, Flavone und Flavan-3-ole enthalten. Die bekanntesten Verbindungen der letzten Gruppe sind die Catechine, wobei Epigallocatechin-3-gallat (EGCG) mit 50-80 % des Gesamtgehalts an Catechinen der häufigste und bioaktivste Bestandteil von grünem Tee ist. Hinzu kommen weitere pflanzliche Substanzen, z. B. Koffein, Theanin, Theaflavine, Quercetin und die kleineren Catechine (Epicatechin-3-gallat, Epigallocatechin, Epicatechin und Catechin). Die Catechine im grünen Tee können mehrere Aspekte des Energie- und Hormonhaushalts beeinflussen, die zu einem geringeren Körpergewicht und Fettabbau führen können. 

Sie gelten als die maßgeblichen Faktoren für die positiven Wirkungen des Grüntees auf die Adipositas (starkes Übergewicht). Eine Meta-Analyse stützt die Erkenntnisse, dass EGCG verschiedene Stoffwechsel-Parameter beeinflussen kann. Es kann den Ruheenergieverbrauch (minimaler Bedarf an Energie) mäßig beschleunigen und den Respirations-Quotienten (Verhältnis von ausgeatmetem und aufgenommenem CO2) senken, selbst bei einer relativ niedrigen Dosis von 300 mg Grüntee-Extrakt pro Tag. Wirkungen auf den Respirations-Quotienten wurden auch bei geringeren Dosen von Grüntee-Catechinen (100 bis 300 mg/Tag) beobachtet. Dies deutet darauf hin, dass EGCG das Potenzial hat, die Fettoxidation zu steigern und damit zu den fettabbauenden Wirkungen des grünen Tees beitragen könnte. Eine neuere Meta-Analyse deutet darauf hin, dass die Einnahme von Grüntee-Extrakten sich bei fettleibigen Personen mit dem metabolischen Syndrom positiv auf den Stoffwechsel von Lipiden und Glukose auswirkt und die Gewichtsabnahme erleichtert.

Eine Gruppe von italienischen Forschern prüfte dazu in einer kleinen (randomisierten, klinischen) Studie die Wirkungen eines Grüntee-Extrakts (in Phospholipid-Formel, 2 x 150 mg/Tag) bei 28 übergewichtigen oder adipösen Frauen in der Postmenopause, die sich nur wenig körperlich bewegten. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt und nahmen entweder 60 Tage lang den Grüntee-Extrakt oder ein Placebo ein. Geprüft wurden Veränderungen im Fettgewebe, der Respirations-Quotient, die Kohlenhydrat- und Fett-Oxidation sowie der Ruheenergieverbrauch. Weiter bestimmt wurden die Körperzusammensetzung (fettfreie Masse, Fett und viszerales Fettgewebe), Glukose- und Lipidprofil, der Entzündungs-Zustand, Leber- und Nierenfunktionen, der Hormon-Status in Bezug auf das Sättigungsgefühl und Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin). 

Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen der Grüntee- und der Placebogruppe in Bezug auf Respirations-Quotient, Fettoxidation, Insulin, HOMA (Einschätzung der Insulinresistenz), Taillenumfang, Ruheenergieverbrauch und CRP (Entzündungsmarker). Die Ergänzung von Grüntee-Extrakten konnte im Lauf von 60 Tagen Dysfunktionen des Fettgewebes bei übergewichtigen und adipösen Frauen in der Postmenopause verringern. Besonders interessant ist dabei die Wirkung auf den Respirations-Quotient, der die Kohlenhydrat- und Fettoxidation widerspiegelt. Er wurde bereits als metabolischer Index vorgeschlagen, der eine spätere Gewichtszunahme vorhersagen kann. Aus neueren Forschungen der letzten zwei Jahrzehnte geht außerdem hervor, dass die Adipositas eine entzündungsfördernde Erkrankung ist. 

In dieser Studie trugen die Grüntee-Extrakte dazu bei, dass Entzündungs-Marker wie CRP und das viszerale Fettgewebe gesenkt werden konnten. In Bezug auf die Körperzusammensetzung wies die Grüntee-Gruppe eine signifikante Abnahme des viszeralen Fettgewebes und der Fettmasse auf, während die fettfreie Masse unverändert blieb. Zu Beginn der Studie wurde bei allen Teilnehmerinnen eine Insulinresistenz festgestellt (HOMA-Index). Die signifikante Senkung des HOMA-Indexes wurde nur in der Grüntee-Gruppe erreicht.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Einnahme eines Grüntee-Extrakts bei den Teilnehmerinnen in der Postmenopause im Vergleich zur Placebogruppe positive Veränderungen im Fett-Stoffwechsel bewirkt. Das galt für die Senkung des Gewichts, des Körperfetts und die verbesserte Körperzusammensetzung. Die Ergänzung mit einem Grüntee-Extrakt kann der Dysfunktion des Fettgewebes bei übergewichtigen und adipösen Frauen in den Wechseljahren entgegenwirken. Die Beziehungen zwischen Grüntee-Extrakten und dem Fett-Stoffwechsel sollten künftig weiter untersucht werden, auch in anderen Gruppen der Bevölkerung.

Quelle
Mariangela Rondanelli et al., A 60-Day Green Tea Extract Supplementation Counteracts the Dysfunction of Adipose Tissue in Overweight Post-Menopausal and Class I Obese Women. In: Nutrients, online 7.12.2022, doi: 10.3390/nu14245209.

Als registrierter/angemeldeter Benutzer erhalten Sie zusätzlich Empfehlungen und Informationen unserer Redaktion.