Polyphenole bei der Lumbalstenose

Die Lumbalstenose ist durch eine Verengung des Spinalkanals im Bereich der Lendenwirbelsäule gekennzeichnet. Eine gute Versorgung mit pflanzlichen Polyphenolen, die in vielen Obst- und Gemüse-Sorten enthalten sind, könnte zur Vorbeugung und Therapie der Lumbalstenosen beitragen.

Bei der Lumbalstenose verengt sich in der Lendenwirbelsäule der Wirbelkanal (Wirbellöcher, durch die sich das Rückenmark zieht) aufgrund von meist degenerativen Veränderungen (der Facettengelenke, Bandscheiben, Ligamentum flavum). Dadurch haben Nerven nicht mehr ausreichend Platz, und es wird Druck auf sie ausgeübt. Lumbalstenosen treten im mittleren und höherem Alter häufiger auf. Zu den typischen Symptomen gehören z. B. Schmerzen im unteren Rückenbereich, Taubheitsgefühle, schlechtere Muskelkraft in den unteren Gliedmaßen sowie eine geringere Steh- und Gehfähigkeit. Die Patienten vermeiden aufgrund ihrer Beschwerden häufig das Gehen und bevorzugen sitzende Verhaltensweisen. 

Dies wird zunehmend mit der damit einhergehenden Gewichtszunahme verbunden, die wiederum das Risiko für chronische Krankheiten wie Fettleibigkeit, metabolisches Syndrom, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Typ-2-Diabetes etc. erhöht. Frühere Erkenntnisse aus einer Studie zu Risikofaktoren für Lumbalstenosen weisen darauf hin, dass typische Faktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten und des Stoffwechsels bei der Entstehung von Lumbalstenosen eine Rolle spielen können. Das deutet darauf hin, dass Entzündungen an der Entstehung dieser Krankheit beteiligt sind. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist einer der stärksten veränderbaren Risikofaktoren zur Verringerung entzündungsbedingter Belastungen. 

Eine Studie zeigte bereits, dass eine Ernährung, die reichlich Obst und Getreidewaren enthält, mit einem geringeren Risiko für Lumbalstenosen verbunden ist. Dagegen erhöht ein hoher Anteil an stark verarbeiteten (industriell hergestellten) Lebensmitteln das Risiko für Lumbalstenosen. Getreide und Obst sind wichtige Quellen für Polyphenole, natürliche bioaktive Verbindungen (z. B. Flavonoide, Anthocyane etc.), die an der Abwehr von UV-Strahlung oder Krankheitserregern beteiligt sind. Ergebnisse aus prospektiven Studien und experimentelle Nachweise deuten darauf hin, dass Polyphenole antioxidative, antientzündliche, immunmodulatorische, antikarzinogene, antidiabetische und fettleibigkeitshemmende Wirkungen haben können. Bisher wurde jedoch nicht untersucht, ob eine polyphenolreiche Ernährung zur Vorbeugung von Lumbalstenosen beitragen könnte. Eine Gruppe italienischer Forscher prüfte den Zusammenhang in einer Studie.

Die Forscher nutzen für ihre Analyse Daten von Patienten aus der italienischen PREFACE-Studie (2016 bis 2018). An dieser Fall-Kontroll-Studie waren 156 Patienten mit schwereren Lumbalstenosen und der Indikation für eine Operation sowie 312 Kontrollpersonen beteiligt. Die Aufnahme von Lebensmitteln mit Polyphenolen wurde bei allen mit einer umfassenden Ernährungsbefragung ermittelt, der Anteil der Polyphenole danach berechnet. Die durchschnittliche Aufnahme von Polyphenolen betrug bei Teilnehmern mit Lumbalstenosen knapp 600 mg pro Tag, bei den Kontrollpersonen war die Aufnahme etwas höher (knapp 680 mg). 

Nach der Anpassung an weitere Faktoren, Lebensstil, soziodemografische Faktoren und die jeweilige Befolgung der mediterranen Ernährung, war die erhöhte Aufnahme von Polyphenolen mit einem geringeren Risiko für Lumbalstenosen verbunden (OR = 0,63). Einige Klassen von Polyphenolen, wie Gesamt-Flavonoide und Stilbene, die z. B. in Rotwein (Resveratrol), saisonalem Obst (Anthocyane etc.) und Tee (Catechine) reichlich vorhanden sind, waren die Hauptfaktoren für diesen günstigen Zusammenhang und erzielten bei guter Versorgung noch etwas bessere Ergebnisse.

Die Forscher ziehen das Fazit. Die Ergebnisse dieser Fall-Kontroll-Studie deuten darauf hin, dass eine an Polyphenolen reiche Ernährung mit einem geringeren Risiko für schwerere Lumbalstenosen verbunden ist. Ein günstiger Zusammenhang zeigte sich vor allem bei einigen der Polyphenol-Klassen, besonders bei Flavonoiden und Stilbenen. Dies könnte nach Ansicht der Forscher weniger auf antioxidative Wirkungen, sondern vor allem auf das entzündungshemmende Potenzial von Polyphenolen zurückzuführen sein. 

Obwohl sich aus dieser Untersuchung keine Ursachen ableiten lassen, tragen die Ergebnisse dazu bei, auf ernährungsabhängige Mechanismen hinzuweisen, die mit dem Auftreten von Lumbalstenosen verbunden sein können. Eine gute Versorgung mit Polyphenolen könnte zur Grundlage für eine wirksamere Vorbeugung werden und gegebenenfalls auch zur Therapie beitragen. Die Beziehungen zwischen Polyphenolen und Lumbalstenosen sollten künftig weiter untersucht werden.

Quelle
Emilia Ruggiero et al., The Dietary Intake of Polyphenols Is Associated with a Lower Risk of Severe Lumbar Spinal Stenosis: A Case-Control Analysis from the PREFACE Study. In: Nutrients, online 8.12.2022, doi: 10.3390/nu14245229.

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