Die begleitende Ergänzung von Mikronährstoffen, die das Immunsystem stärken, kann bei chirurgischen, orthopädischen und traumatischen Therapien nützlich sein. Die Stärkung des Immunsystems kann dazu beitragen, mögliche Komplikationen bei den Patienten vor, während und nach einer solchen Behandlung zu verringern.
Traumatische Verletzungen z. B. durch Verkehrs-, Sport- und Arbeitsunfälle, mit Läsionen im Bewegungsapparat, an Knochen, Bändern, Sehnen und Gelenken, kommen häufig vor und nehmen bei älteren Menschen deutlich zu. Zusammen mit der ebenfalls altersabhängigen Arthrose sind sie ein häufiger Grund für Operationen, wobei die Knochenbrüche am häufigsten sind. Erfolge bei der Therapie traumatischer Verletzungen und orthopädischer Operationen werden u. a. auch von der Ernährung der Patienten beeinflusst. Von einem schlechten Ernährungszustand sind relativ viele Krankenhaus-Patienten betroffen. Das beeinträchtigt ihre Gesundheit und Lebensqualität ebenso wie die Phase der Rehabilitation nach der Operation.
Eine Mangelernährung kann bei Chirurgie-Patienten zur Dysfunktion des Immunsystems beitragen, wodurch z. B. die Anfälligkeit für Infektionen erhöht werden kann. Eine das Immunsystem stärkende Ernährung mit geeigneten Nahrungsergänzungen kann vor der Operation ein wirksamer Ansatz sein, um mögliche Komplikationen der Therapie zu verringern. Sie kann dazu beitragen, die Wundheilung zu verbessern sowie postoperative Komplikationen, Infektionen und die Dauer des Aufenthalts im Krankenhaus positiv zu beeinflussen. Spezifische Nährstoffe für eine solche Immunernährung sind vor allem die Aminosäuren Arginin und Glutamin, die Omega-3-Fettsäuren oder die Ribonukleinsäure (RNA, organische Säure, wichtig für Proteine).
Sie tragen zur Regulierung der Körperreaktionen auf Krankheiten und Verletzungen sowie von Entzündungen bei. Arginin ist eine essenzielle Aminosäure für das Wachstum und die Wundheilung. In einigen Studien wurde bereits beschrieben, wie Arginin die Beseitigung schädlicher Bakterien, die Funktionen der T-Lymphozyten und die Wundheilung verbesserte. Die Omega-3-Fettsäuren können die Immunität modulieren und Entzündungen verringern. Eine Ernährung mit einem Mangel an Ribonukleotiden (RNA-Bausteine) führt zu einer geringeren Bildung von Interleukin-2 (regt die T-Helfer-Zellen an) und schlechteren T-Zell-Reaktionen. Bei Traumapatienten gibt es bereits einige Studien zu diesen Beziehungen, noch aber fehlt es an Nachweisen bei orthopädischen Fällen. Eine Gruppe italienischer Forscher stellte in einem Review die aktuellen Kenntnisse zur Immunernährung bei chirurgischen, orthopädischen und traumatischen Patienten vor.
Nach einer umfassenden Recherche in den relevanten Datenbanken konnten die Forscher acht Studien in ihre Analyse einbeziehen, sechs davon bezogen sich auf unfallchirurgische und zwei auf orthopädische Eingriffe. Die Studien konzentrierten sich auf die Wirkung der Immunernährung mit Omega-3-Fettsäuren, Arginin, Glutamin, Antioxidantien und Nukleotiden. Sie zeigten deutliche Vorteile bei der Verringerung der Dauer des Aufenthalts im Krankenhaus und bei der Rate infektiöser Komplikationen nach der Operation. Die orale Ergänzung von Immunnährstoffen wird am häufigsten bei orthopädischen Patienten eingesetzt.
Sie beginnt meist fünf Tage vor der Operation und wird postoperativ weitere fünf Tage fortgesetzt. Bei Traumapatienten, deren Operation in akuten Fällen erfolgt, wird am häufigsten die enterale Ernährung (Sondennahrung) eingesetzt. In den ausgewerteten Studien war die Zeit der Nachbeobachtung auf den Aufenthalt im Krankenhaus beschränkt, der war bei Traumapatienten länger als bei orthopädischen Operationen. Bei Traumapatienten, die eine Immunernährung erhielten, zeigten sich positive Auswirkungen auf die Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation und auf das Risiko infektiöser Komplikationen. Bei orthopädischen und traumatischen Patienten führte die Immunernährung zu einer wirksamen Verbesserung des Zustands von Entzündungen, zu einer geringeren Rate der Komplikationen sowie des Aufenthalts im Krankenhaus.
Die Forscher ziehen das Fazit: Noch sind die Nachweise aus dieser Meta-Analyse aufgrund der teils recht heterogenen Studien (Alter der Patienten, Teilnehmerzahlen, Dauer der Nachbeobachtung etc.) relativ gering. Daher ist es noch zu früh, um verlässliche Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit einer Immunernährung bei orthopädischen und traumatischen Eingriffen zu ziehen. Die Forscher unterstreichen jedoch aufgrund den bisherigen Ergebnissen das Potenzial einer immunstärkenden Ernährung in diesem Bereich.
Die Auswertung der Studien zeigte eine relevante Verringerung der Dauer des Aufenthalts im Krankenhaus sowie der infektiösen Komplikationen bei orthopädischen und traumatischen Patienten, wenn sie vor bzw. während ihrer Therapie im Krankenhaus Mikronährstoffe erhielten, die das Immunsystem stärken konnten. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien näher untersucht werden.
Quelle
Pietro Gregori et al., Immunonutrition in Orthopedic and Traumatic Patients. In: Nutrients, online 16.1.2023, doi: 10.3390/nu15030537.