Omega-3-Fettsäuren unterstützen bei Parodontitis

Die gesunden Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA und DHA) sind wichtige Komponenten der zellulären Strukturen und liefern bioaktive Substanzen im Stoffwechsel. Sie spielen auch eine wichtige Rolle bei Entzündungen. Das könnte für die Therapie der Parodontitis, bakteriellen Entzündungen in Zahngeweben und im Kiefer, nützlich sein.

Die Parodontitis ist eine weit verbreitete entzündliche Erkrankung der Mundhöhle bei Erwachsenen. Sie ist durch den Abbau des zahntragenden Gewebes (Zahnfleisch, Kieferknochen) gekennzeichnet und führt ohne Therapie langfristig zum Zahnverlust. Abhängig von der Schwere und der Komplexität werden vier Stadien unterschieden, auch die Art der Entwicklung spielt eine Rolle mit einem langsamen, mäßigen oder raschen Fortschreiten. Zunächst führt in einer Vorstufe der auf den Zähnen befindliche Biofilm (Plaque) zu Entzündungen des Zahnfleischs (Gingivitis). Typisch dafür sind Rötungen und verstärkte Blutungsneigungen, z. B. beim Zähneputzen oder Essen. 

Breiten sich die Entzündungen aus, wird das Zahnbett befallen, dabei entstehen sogenannte Zahnfleischtaschen (Spalte zwischen Zahnwurzel und Umgebungs-Gewebe), durch die sich schädliche Bakterien weiter ausbreiten können. Langfristig entwickelt sich ein Abbau des Zahnhalteapparats, dadurch sitzen die Zähne weniger fest und können schließlich ausfallen. Im gesunden Zustand hängt der Schutz vor Parodontitis von der „Fitness" des Immunsystems ab. Es kommt darauf an, wie mikrobielle Herausforderungen im Zahngewebe bekämpft werden, um die Rückkehr zum gesunden Zustand in der Mundhöhle zu ermöglichen. Die Bekämpfung der Parodontitis hängt von der Fähigkeit des Immunsystems ab, einen durch schädliche Bakterien „belasteten" Biofilm wieder ins gesunde Gleichgewicht zu bringen. Gelingt dies aufgrund eines geschwächten Immunsystems nicht, können die Läsionen in chronische Entzündungen übergehen. Dabei können neben bekannten Risikofaktoren wie Rauchen oder Diabetes auch genetische Faktoren eine Rolle spielen und die Anfälligkeit für Parodontitis erhöhen.

Die konventionelle Therapie der Parodontitis zielt darauf ab, den bakteriellen Biofilm im Mund durch die Entfernung und Kontrolle der Plaque (Zahnreinigung etc.) zu reduzieren oder zu beseitigen. Weiter werden veränderliche Risikofaktoren wie Rauchverzicht und die Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei Bedarf einbezogen, um parodontale Parameter zu verbessern. Regelmäßige Nachbehandlungen können nötig sein, um erneute bakterielle Ansiedlungen zu verringern. Es gibt Nachweise, dass eine begleitende Therapie, die das Immunsystem stärkt, bei der Therapie der Parodontitis vorteilhaft sein kann. Ziel ist es, proentzündliche Mechanismen zu verringern, chronische Entzündungen zu beseitigen oder zu lindern, um die Zerstörung der Zahngewebe zu hemmen und den Gewebeerhalt zu verbessern bzw. Rückfällen vorzubeugen. 

Es gibt Hinweise, dass die Behebung von Entzündungen ein Prozess ist, an dem die Fettsäuren und von ihnen abhängige Metaboliten (Zwischen- oder Abbauprodukte im Stoffwechsel) beteiligt sind. Die chronische Parodontitis könnte ein Ausdruck für eine mangelhafte Regulierung entzündlicher Prozesse sein. Dabei spielt die Ernährung mit der Zufuhr antientzündlicher Mikronährstoffe eine wichtige Rolle, das gilt besonders für die Versorgung mit gesunden, mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Forscher stellten dazu die aktuellen Kenntnisse zu biochemischen, metabolischen, immunologischen und entzündlichen Aspekten und das Immunsystem beeinflussende Wirkungen bei Parodontitis vor.

Der Mensch kann die essentiellen ungesättigten Fettsäuren (Linol-, Alpha-Linolensäure) nicht in ausreichendem Maß selbst herstellen. Das gilt ganz besonders für die Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) aus Fischölen, die im Körper nur in sehr geringen Mengen aus pflanzlichen Omega-3-Fettsäuren hergestellt werden können. Sie müssen aus fettreichen Fischen oder mit Nahrungsergänzungen aufgenommen werden. Omega-3-Fettsäuren werden in die Zellen aufgenommen und liefern nach ihrer Umwandlung Substrate für verschiedene Stoffwechsel-Wege. Sie sind z. B. an der Energiegewinnung (ATP-Produktion), Synthese von Triglyzeriden, Cholesterin-Estern und bestimmten Lipiden (Phospho- und Sphingolipide) beteiligt. Die Omega-3-Fettsäuren werden in entzündlich wirkende Zellmembranen aufgenommen. Ihr Einbau erfolgt dosisabhängig und kann die entzündungsfördernde Arachidonsäure verdrängen. 

Damit verringert sich die Synthese entzündlicher Eicosanoide (Lipid-Mediatoren) und weiterer Substanzen, die bei Entzündungen eine Rolle spielen. Bei der erhöhten Verfügbarkeit von EPA und DHA in den Zell-Membranen werden weiter Mediatoren gebildet, die weniger entzündlich wirken. Speziell bei erhöhter DHA steigen die Aktivitäten der Phagozyten (Fresszellen im Immunsystem) an, was bei akuten entzündlichen Reaktionen nützlich sein kann. Von EPA und DHA stammen weiter Resolvine (Specialized Proresolving Mediators) ab, die wirksame, die Entzündungen hemmende Mediatoren sind. Sie können dazu beitragen, das Abklingen von Entzündungen zu beschleunigen, und sie fördern die Regeneration und Reparatur von Geweben. Sie unterstützen die Rückkehr zu einem gesünderen Milieu auch dadurch, dass sie Zelltrümmer aus Geweben entfernen und die Bildung freier Radikale einschränken. 

Bei der Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren im Rahmen der Parodontitis-Therapie wurde eine signifikante Verringerung der Taschentiefen im Zahnfleisch beobachtet. Durch verringerte entzündliche Reaktionen senken sie auch die Pathogene, die zur Parodontose beitragen. EPA und DHA tragen weiter zur Hemmung des Knochenabbaus bei, ein Hauptmerkmal der Parodontitis, das unkontrolliert zum Zahnverlust führt. Die Omega-3-Fettsäuren haben außerdem antimikrobielle Aktivitäten und hemmen auch parodontale und orale Erreger (z. B. Porphyromonas gingivalis, Streptococcus mutans, Candida albicans etc.). Die Ursachen für die antibakteriellen Wirkungen von Omega-3-Fettsäuren sind jedoch bisher nicht bekannt.

Die Forscher ziehen das Fazit: Es gibt zahlreiche Belege für die positiven Einflüsse von Omega-3-Fettsäuren, von EPA und DHA, auf die Parodontitis. Ihre guten Aufnahmen werden mit einer Verringerung von Entzündungen, des Knochenverlusts und einem verbesserten Zahnhalteapparat verbunden, was für die Therapie der Parodontitis wünschenswert ist. Die Ergänzung der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA könnten bei der Parodontitis sehr wichtig sein. Sie können bei Patienten, die schlecht auf konventionelle Therapien ansprechen, die entzündlichen Prozesse verringern und das Immunsystem stärken. Die Beziehungen zwischen den Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen und Parodontitis sollten künftig weiter untersucht werden.

Quelle
Jeneen Panezai und Thomas van Dyke, Polyunsaturated Fatty Acids and Their Immunomodulatory Actions in Periodontal Disease. In: Nutrients, online 5.2.2023, doi: 10.3390/nu15040821.

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