Der Bedarf an Vitamin C unter der Lupe

Die Bedarfswerte für Vitamin C werden durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst, zu denen auch der Lebensstil und vor allem die Ernährung gehören. Eine neue Studie zeigt, dass die bisherigen Bedarfswerte für Raucher und für Menschen mit einem starken Übergewicht nicht ausreichend sein könnten.

Vitamin C ist mit seinen vielen Aufgaben im Stoffwechsel, vor allem beim Aufbau von Bindegewebe, Knochen und Zähnen sowie mit antioxidativen und immunstärkenden Funktionen, für die Gesundheit sehr wichtig. Da der Mensch Vitamin C nicht selbst bilden kann, muss es regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden, Obst und Gemüse sind die besten Lieferanten. Die zirkulierenden Vitamin-C-Konzentrationen im Körper werden von mehreren Faktoren beeinflusst, die zum Teil wohl auch den Bedarf erhöhen können. Dazu gehören u. a. Geschlecht, Alter, Schwangerschaft/Stillzeit, Gewicht, Rauchverhalten und nicht zuletzt die Ernährung. Männer haben z. B. meist einen niedrigeren Vitamin-C-Status als Frauen, auch wenn sie vergleichbare oder gar höhere Mengen von Vitamin C aus der Nahrung aufnehmen. 

Bekannt ist weiter, dass das Verhältnis zwischen der Vitamin-C-Dosis und -Konzentration vom Körpergewicht abhängig ist, bei gleicher Zufuhr wird bei Übergewicht die Dosis im größeren Volumen stärker verdünnt. Das kann dazu beitragen, dass Männer, die häufiger übergewichtig sind, oftmals einen niedrigeren Vitamin-C-Status haben als Frauen. Im Vergleich zu Nichtrauchern haben auch Raucher niedrigere Vitamin-C-Werte, das ist auf ihren erhöhten oxidativen Stress, aber auch auf die meist geringere Aufnahme von Vitamin C über die Nahrung zurückzuführen. In den Empfehlungen für den täglichen Bedarf werden einige Einflüsse auf Vitamin C berücksichtigt, jedoch nicht alle. In Deutschland wird erwachsenen Männern ab 19 Jahren bis ins hohe Alter die Aufnahme von 110 mg Vitamin C täglich empfohlen, für Frauen sind 95 mg angesetzt, Schwangere sollten ab dem 4. Monat mit 105 mg etwas mehr Vitamin C aufnehmen, bei Stillenden erhöht sich der Bedarf auf 125 mg täglich. 

Rauchern werden erhöhte Aufnahmen empfohlen, für Männer gelten dann 155 mg, für Frauen 135 mg Vitamin C als täglicher Bedarfswert. Generell gelten solche Bedarfswerte für Gesunde, bei Kranken kann der Bedarf an Vitamin C erhöht sein. Ein Team von Forschern aus Neuseeland und Dänemark prüfte die Wirkungen verschiedener Einflüsse auf die Beziehungen zwischen der Vitamin-C-Dosis und -Konzentration. Sie untersuchten dabei auch, ob bestimmte Gruppen einen erhöhten Bedarf an Vitamin C haben.

Für die Auswertung wurden Daten aus der US-amerikanischen Gesundheits-Studie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey) von 2017 bis 2018 genutzt. Einbezogen waren knapp 3.000 erwachsene Männer und Frauen (18 bis 80 Jahre), die keine Nahrungsergänzungen einnahmen, aber es lagen Daten zur Ernährung sowie die Vitamin-C-Serumwerte vor. Die Beziehungen zu Vitamin C wurden nach Geschlecht, Altersgruppen (≤36, 37-58, ≥59 Jahre), Gewicht und Raucherstatus etc. ausgewertet. Es bestätigte sich, dass Männer einen höheren Vitamin-C-Bedarf hatten als Frauen, das wurde auf ihr meist höheres Körpergewicht und den höheren Anteil von Rauchern zurückgeführt. Männer benötigten allgemein eine ~1,2-fach höhere Vitamin-C-Zufuhr als Frauen, um "angemessene" Vitamin-C-Konzentrationen (50 µmol/L im Serum) zu erreichen. 

Im Vergleich zu Teilnehmern mit einem geringeren Gewicht benötigten diejenigen mit einem höheren Gewicht eine ~2,0-fach höhere Vitamin-C-Zufuhr über die Nahrung, um ausreichende Serum-Konzentrationen zu erreichen. Das galt auch für die Raucher, sie benötigten ebenfalls eine ~2,0-fach höhere Vitamin-C-Zufuhr als Nichtraucher, um ausreichende Vitamin-C-Konzentrationen zu erreichen. In den Altersgruppen zeigten sich kaum Unterschiede, nur die älteren Erwachsenen hatten bei einer Zufuhr von < 75 mg/Tag eine abgeschwächte Serum-Reaktion auf die Vitamin-C-Aufnahme. Die ethnische Zugehörigkeit und der sozioökonomische Status wirkten sich dagegen nicht signifikant auf die Beziehung zwischen der Vitamin-C-Dosis und -Konzentration aus.

Diese Ergebnisse haben nach Ansicht der Forscher wichtige Auswirkungen auf die Ernährungsempfehlungen von Vitamin C. Berücksichtigt werden dafür z. B. in Deutschland bisher das Geschlecht und Alter, bei Frauen auch der Bedarf in der Schwangerschaft und Stillzeit, hinzu kommen Empfehlungen für rauchende Männer und Frauen. Wie in den meisten Ländern werden auch bei uns bisher keine Empfehlungen in Bezug auf das Körpergewicht gegeben. Da jedoch das Übergewicht und die Adipositas (ab BMI 30) weit verbreitet sind, sollten Empfehlungen für ein höheres Körpergewicht eingeführt werden. Empfohlen wird ein Plus von 2,2 mg Vitamin C pro Kilogramm Gewichtszunahme im Vergleich zum Standardgewicht eines nichtrauchenden Erwachsenen. 

Dies kann dazu beitragen, die bei Übergewichtigen vorhandene (volumetrische) Verdünnung von Vitamin C sowie die höhere Belastung durch Entzündungen und den oxidativen Stress zu kompensieren. Empfohlen wird außerdem für männliche Raucher eine zusätzliche Zufuhr von mindestens 80 mg Vitamin C täglich, um ihren erhöhten Bedarf zu decken, in Deutschland werden bisher zusätzlich 45 mg empfohlen. Raucherinnen liegen durch ihr geringeres Körpergewicht näher an den aktuellen Empfehlungen für Raucher.

Die Forscher ziehen das Fazit: Eine Reihe von demografischen und Lebensstil-Faktoren haben einen erheblichen Einfluss auf den Bedarf an Vitamin C und dessen Serum-Konzentrationen. Die Studie deutet darauf hin, dass die allgemeine Bevölkerung ~110 mg Vitamin C pro Tag zu sich nehmen sollte, um angemessene Serumkonzentrationen zu erreichen (das entspricht den deutschen Empfehlungen für Männer). Bemerkenswert ist, dass ein höheres Körpergewicht den Bedarf an Vitamin C ähnlich negativ beeinflusst wie das Rauchen. 

Die relativ geringeren Auswirkungen von Geschlecht und Alter werden durch die Unterschiede im Gewicht und das Rauchen deutlich überlagert. Dies könnte sich auf künftige Empfehlungen zum Bedarf an Vitamin C für bestimmte Gruppen auswirken. Dabei sollten erhöhte Empfehlungen für Raucher und für stärker Übergewichtige berücksichtigt werden, um vergleichbare Vitamin-C-Konzentrationen zu erreichen. Sie können dazu beitragen, die Unterversorgung in diesen Bevölkerungs-Gruppen zu verringern.

Quelle
Anitra C. Carr und Jens Lykkesfeldt, Factors Affecting the Vitamin C Dose-Concentration Relationship: Implications for Global Vitamin C Dietary Recommendations. In: Nutrients, 29.3.2023, doi: 10.3390/nu15071657.

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