Grüner Tee und gutartige gynäkologische Störungen

Der grüne Tee hat viele gesundheitliche Vorteile, dazu trägt sein hoher Gehalt an Catechinen, vor allem EGCG (Epigallocatechingallat), bei. Forscher stellten seine gesundheitlichen Vorteile bei der Therapie gutartiger gynäkologischer Störungen und Krankheiten, z. B. Dysmenorrhoe und Beschwerden der Postmenopause, vor.

Tee ist weltweit wohl das am meisten konsumierte Getränk, wobei der grüne Tee (Camellia sinensis) zu den beliebtesten Sorten gehört und viele gesundheitliche Vorteile hat. Darin sind viele Nährstoffe enthalten, darunter Aminosäuren, Vitamine (A, B2, B3, C, E, K), Pflanzenpigmente (Chlorophyll, Carotinoide) und Mineralien (Kalzium, Zink, Eisen, Kupfer, Chrom, Magnesium, Mangan). Der grüne Tee ist außerdem reicher an Antioxidantien als andere Teesorten und hat einen einzigartig hohen Gehalt an Polyphenolen, vor allem an Catechinen (30 % Trockengewicht der Grünteeblätter). Sie haben stark antioxidative Eigenschaften und dabei höhere Kapazitäten als die Vitamine C und E. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der grüne Tee bei der Herstellung nicht fermentiert wird und daher den hohen Catechin-Gehalt behält. 

Bei anderen Tees (z. B. Schwarztee, Oolong-Tee) werden die Catechine in der Fermentation umgewandelt und verlieren ihre starken Aktivitäten. Das wichtigste Catechin im Grüntee ist EGCG (Epigallocatechin-3-gallat). Mit prooxidativen und antioxidativen Wirkungen kann es zelluläre Signalwege beeinflussen, die für die Prävention und Therapie von Krankheiten wichtig sind. Mit seinen komplexen Funktionen kann EGCG auf viele Prozesse im Stoffwechsel einwirken, z. B. auf die Apoptose (kontrollierte Vernichtung geschädigter Zellen), Lipidperoxidation, Cholesterinbindung und das Fangen freier Radikale, die im Übermaß schädlich wirken können. Es gibt daher viele Krankheiten, bei denen EGCG von Nutzen sein könnte. Dazu gehört sein wichtiges Potenzial bei Krankheiten des weiblichen Fortpflanzungssystems. 

Von Endometriose, Myomen, Dysmenorrhoe und PCOS (polyzystisches Ovarialsyndrom) etc. sind weltweit Millionen Frauen betroffen. Ihre Lebensqualität wird durch Symptome wie starke Menstruationsblutungen, Eisenmangel und Beckenschmerzen beeinträchtigt. Darüber hinaus können daraus sekundäre Gesundheitsfolgen wie Unfruchtbarkeit entstehen. Bislang gibt es nur wenige risikoarme, nicht-hormonelle Möglichkeiten der Prävention und Therapie für diese Erkrankungen. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher stellte in einem Review zu EGCG vor, wie es auf gynäkologische Erkrankungen wirken kann. Wir stellen hier auszugsweise vor, wie EGCG die Dysmenorrhoe und die Beschwerden in der Menopause beeinflussen kann

Die Dysmenorrhoe ist ein Beckenschmerz, der vor oder während der Menstruation auftritt, etwa 45 % bis 93 % der Frauen im gebärfähigen Alter sind davon betroffen. Als sekundäre Form bezieht sich die Dysmenorrhoe auf Beckenschmerzen, die auf eine gynäkologische Erkrankung zurückzuführen sind, z. B. auf Myome und Endometriose. Patientinnen mit der primären Dysmenorrhoe leiden unter schmerzhafter Menstruation, haben dabei aber keine Becken-Krankheit. Dies ist mit einer Überproduktion von Prostaglandinen in der Gebärmutterschleimhaut verbunden und kann das Uterus-Milieu verändern. Es kommt zu übermäßigen Kontraktionen der Gebärmutter, die zu Schmerzen führt. 

Zur Therapie der primären Dysmenorrhoe werden z. B. oligomere Proanthocyanidine (OCP) und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAID) eingesetzt, sie haben aber sowohl physiologische als auch Wirksamkeits-Probleme. Daher sollte sich das therapeutische Spektrum möglichst erweitern. Studien zeigten, dass EGCG die Biosynthese von Prostaglandinen einschränken kann. Diese noch vorläufigen Nachweise deuten darauf hin, dass EGCG die Prostaglandin-Synthese modulieren kann und so die Beschwerden von Frauen mit Dysmenorrhoe lindern könnte. In einer chinesischen Bevölkerungsstudie (2013 bis 2015) wurden knapp 1.200 Frauen im gebärfähigen Alter in Bezug auf ihre Menstruations- und Beckenschmerzen beobachtet. Sie bewerteten ihre Schmerzen und gaben Auskünfte zum Lebensstil, z. B. zum Teetrinken. 

Insgesamt wurde Teetrinken mit geringeren Vorkommen an Dysmenorrhoe verbunden, wobei der grüne Tee im Vergleich zu anderen Tees die beste, lindernde Wirkung erreichte. Frauen, die über mäßige bis starke Beckenschmerzen berichteten, profitierten davon am stärksten, was vor allem auf die Wirkungen von EGCG zurückgeführt wurde.

Die Menopause wird ein Jahr nach der letzten Periode diagnostiziert. Die typischen Beschwerden der Wechseljahre können für Frauen sehr lästig sein. Dazu gehören Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme und Osteoporose, alles im Zusammenhang mit dem Rückgang des Östrogens. In einer Studie führte das regelmäßige Trinken von grünem Tee bei Frauen nach der Menopause zu verringertem Körperfett (vor allem viszerales Fett) und besseren Lipidprofil (geringeres LDL und Gesamt-Cholesterin), was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkte. In einer anderen Studie untersuchte man 60 Tage lang eine Nahrungsergänzung mit Grüntee-Extrakt in Bezug auf Funktionsstörungen des Fettgewebes. 

Bei übergewichtigen und fettleibigen Frauen verbesserten sich mit dem Grüntee-Extrakt die Körperfettverbrennung, der Taillenumfang, der Insulinspiegel und Entzündungsmarker. Grüntee-Extrakte spielen auch bei der Verbesserung der Knochengesundheit nach der Menopause eine Rolle. Frauen haben durch Östrogenmangel, der den Knochenabbau beschleunigt, ein erhöhtes Risiko für Osteoporose. Postmenopausale Frauen, die regelmäßig grünen Tee tranken, hatten einen stärkeren Knochenstoffwechsel und ein geringeres Fraktur-Risiko. Mehrere Studien zeigten, dass Frauen ab 60 Jahren, die täglich grünen Tee tranken, eine höhere Knochenmineraldichte hatten als Frauen, die dies nicht taten. Weiter wirkte eine tägliche Dosis grünen Tees schon vor Beginn der Menopause vorbeugend gegen Osteoporose. Sie war mit einer höheren Knochenmineraldichte in der Postmenopause verbunden.

Die Forscher ziehen das Fazit: Der grüne Tee hat mit seinem wichtigsten, bioaktiven Bestandteil EGCG vielversprechende gesundheitliche Vorteile bei der Therapie von gutartigen gynäkologischen Krankheiten. Dies lindert die Schwere der Symptome bei Uterus-Myomen und verbessert die Endometriose. Außerdem kann EGCG die Kontraktilität der Gebärmutter verringern und dazu beitragen, die mit der Dysmenorrhoe verbundenen, erhöhten Schmerzreize zu senken. EGCG kann auch die mit Myomen und PCOS verbundenen Symptome lindern. 

Es kann zur symptomatischen Therapie von Menopausen-Beschwerden eingesetzt werden, wo es z. B. die Gewichtszunahme und Osteoporose verringert. Für andere gynäkologische Störungen (z. B. Unfruchtbarkeit) sind die Ergebnisse bisher nicht eindeutig, die Beziehungen zu EGCG bzw. dem Grüntee sollten weiter geprüft werden. Ergänzt sei noch, dass auch Grüntee-Extrakte und
Catechine als Nahrungsergänzungen zur Verfügung stehen, die bei Bedarf auch höhere Aufnahmen ermöglichen.

Quelle
Dana Hazimeh et al., Green Tea and Benign Gynecologic Disorders: A New Trick for An Old Beverage? In: Nutrients, online 16.3.2023, doi: 10.3390/nu15061439.

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