Vitamin D und das Post-Covid-Syndrom

Einige Studien zeigten, dass Vitamin D möglicherweise die Beschwerden bei Covid-19 positiv beeinflussen könnte. Zwei neue Studien weisen jetzt auch auf den Einfluss von Vitamin D auf die Symptome des Post-Covid-Syndroms hin.

Bevor die Covid-19-Pandemie ausbrach, berichteten einige Studien, dass eine gute Versorgung mit Vitamin D für die Vorbeugung akuter Atemwegsinfektionen nützlich sein könnte. Während der Pandemie wurden in einigen Studien positive Wirkungen von Vitamin D auf das Covid-19-Syndrom festgestellt. Auch wenn die Pandemie beendet ist, leiden immer noch viele Patienten unter länger anhaltenden Folge-Beschwerden, dem Post-Covid-Syndrom. Beschrieben werden damit neue, wiederkehrende oder auch anhaltende Symptome, die seit mehr als 12 Wochen nach einer Covid-19-Infektion bestehen und nicht durch andere Störungen oder Krankheiten erklärt werden können. 

Zu den häufigsten Symptomen gehören Müdigkeit (Fatigue), Atembeschwerden, Gedächtnis-, Konzentrations- und Schlafprobleme, anhaltender Husten, Muskelschmerzen und Depressionen. Vitamin D könnte auch beim Post-Covid-Syndrom nützlich sein. Wie zwei aktuelle Studien zeigen, haben die betroffenen Patienten meist niedrigere Vitamin D-Spiegel als gesunde Menschen.

Auf dem Kongress der „Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin" 2023 wurde eine Studie von Pneumologen der Medizinischen Klinik Emden vorgestellt. Sie führten eine (retrospektive) Analyse bei 75 Patienten mit dem Post-Covid-Syndrom durch. Bei diesen Patienten und einer gesunden Kontrollgruppe wurden Blutproben genommen und darin die Konzentrationen von Vitamin D bestimmt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatten die Patienten mit dem Post-Covid-Syndrom signifikant geringere Vitamin D-Werte, 65 % hatten Vitamin D-Spiegel unter 20 ng/ml, was als sehr niedrig eingestuft wird. 

Die Forscher ziehen dafür verschiedene Erklärungen in Betracht. Der Rückgang beim Vitamin D könnte z. B. die Folge einer längeren Krankheitsdauer ohne Sonneneinstrahlung auf die Haut oder einer schlechteren Ernährung sein. Auch eine geringere Bewegung im Freien während der Pandemie könnte die Vitamin-D-Spiegel beeinflusst haben. Schließlich könnten auch eine verringerte körperliche Aktivität und Müdigkeit durch die anhaltenden Post-Covid-Symptome den Rückgang des Vitamin-D-Spiegels verursacht haben.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Gruppe italienischer Forscher. Sie prüften in einer Studie, ob Vitamin D dazu beitragen kann, den Zustand von Patienten mit dem Post-Covid-Syndrom zu verbessern. Beteiligt waren 100 Patienten, die wegen ihrer Covid-19-Krankheit ins Krankenhaus kamen, jedoch nicht auf der Intensivstation behandelt werden mussten. Bei ihnen hatte man in dieser Zeit die Vitamin-D-Werte bestimmt. Sechs Monate später wurden bei ihnen erneut die Vitamin-D-Werte gemessen. 50 Patienten litten am Post-Covid-Syndrom, 50 andere Patienten, die symptomfrei waren, dienten zum Vergleich. 

Bei den Long-Covid-Patienten wurden deutlich niedrigere Vitamin-D-Spiegel festgestellt. Das galt vor allem für Patienten, die unter neurokognitiven Symptomen litten. Auch Patienten, die schon bei der Krankenhaus-Aufnahme wegen Covid-19 und bei der späteren Nachuntersuchung einen Vitamin-D-Mangel (<20 ng/ml) aufwiesen, hatten im Vergleich zu den anderen Teilnehmern deutlich niedrigere Vitamin-D-Werte.

Die Forscher ziehen das Fazit: Patienten mit dem Long-Covid-Syndrom haben niedrigere Vitamin-D-Spiegel als vergleichbare Covid-19-Patienten, die wieder gesund waren. Ehemalige Patienten sollten nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus weiter in Bezug auf ihre Vitamin-D-Spiegel untersucht werden. Vitamin-D-Ergänzungen könnten eine mögliche Strategie zur Vorbeugung für Covid-19-Folgeschäden sein. Diese Beziehungen sollten künftig weiter untersucht werden.

Quelle
J. Bräunlich und A. Dinse-Lambracht, Decreased level of vitamin D in Post-COVID-19 patients compared to a control group. In: Pneumologie 2023; 77(S 01): S32-S33 (63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V., Düsseldorf 29.03. -01.04.2023), doi: 10.1055/s-0043-1760943.
Luigi di Filippo et al., Low Vitamin D Levels Are Associated With Long COVID Syndrome in COVID-19 Survivors. In: The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, online 13.4.2023, doi: 10.1210/clinem/dgad207.

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