Die Ernährung bei der Divertikelkrankheit

Von Divertikeln im Dickdarm sind vor allem ältere Menschen häufiger betroffen. Oft bleiben sie ohne Symptome, können sich jedoch auch entzünden. Zur Vorbeugung können eine gesunde Ernährung und die Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen beitragen.

Die Divertikelkrankheit ist in den westlichen Ländern eine häufige Erkrankung des Dickdarms, die Ursachen sind bisher unzureichend geklärt. Betroffen sind häufiger Menschen im höheren Alter, aber auch jüngere Erwachsene können daran erkranken. Divertikel sind Ausstülpungen in den Organwänden, sie kommen am häufigsten im Magen-Darm-Trakt, besonders im Dickdarm, vor. Treten sie gehäuft auf, wird dies als Divertikulose bezeichnet. Die meisten Menschen mit Darm-Divertikeln haben ihr Leben lang keine Probleme, Bei etwa 15 bis 20 % entsteht jedoch die Divertikulitis, bei der sich die Divertikel entzünden. Dabei entstehen Bauchschmerzen, vor allem im linken Unterbauch, der Stuhlgang kann verändert sein, und es können Blähungen entstehen. Die Divertikulitis kann relativ unkompliziert verlaufen, sie ist mit einer strengen Diät und guter Flüssigkeitszufuhr meist gut zu behandeln. Bei einem kleineren Anteil der Patienten kann es zu schwereren, entzündlichen Komplikationen, z. B. einer akuten Divertikulitis oder Divertikelblutung, kommen, die auch wiederholt auftreten können. 

Dann werden zur Therapie meist Antibiotika gegeben oder eine Operation angesetzt. Da die Divertikel-Krankheit zunimmt, erforscht man verstärkt die möglichen Risiko- und Schutzfaktoren, mit denen sich die Krankheit, Rückfälle und schwerere Komplikationen vermeiden lassen. Inzwischen wird dabei auch die Ernährung stärker beachtet. Sie kristallisiert sich, nicht ganz überraschend, als ein hauptsächlicher Risikofaktor für Divertikel-Komplikationen heraus. Einige Bevölkerungsstudien zeigten, dass ein hoher Verzehr von rotem Fleisch und allgemein die westliche Ernährung (zu viel Fett, Fleisch, Zucker, verarbeitete Lebensmittel, zu wenig Obst, Gemüse und andere nährstoffreiche Lebensmittel) zu Divertikeln beitragen können. Dagegen scheint ein hoher Verzehr von Ballaststoffen schützend zu wirken. Zwei große Beobachtungsstudien mit Frauen ergaben, dass die erhöhte Aufnahme von Ballaststoffen das Risiko für die Divertikel-Krankheit und Divertikulitis verringern kann. Bisher fehlt es jedoch an einem Vergleich zwischen den verschiedenen Krankheitsstadien, von der Divertikulose ohne Belastungen bis zur komplizierteren Divertikulitis sowie gesunden Kontrollpersonen, einschließlich der möglichen Risiken oder schützenden Faktoren in der Ernährung. 

Bisher gibt es auch nur wenige Untersuchungen zu Mikronährstoffen, z. B. zu den möglichen Wirkungen einer zu geringen Versorgung mit Vitamin D und den antioxidativen Vitaminen (A, C, E) auf die Divertikulitis. Eine Gruppe italienischer Forscher untersuchte dazu nun in einer Studie verschiedene Ernährungsweisen mit der täglichen Kalorienaufnahme sowie den Anteilen von Makro- und Mikronährstoffen. Einbezogen waren 119 gesunde Personen im Vergleich zu 344 Teilnehmern mit Divertikulose ohne Symptome, 154 Teilnehmern mit leichteren Divertikulose-Beschwerden (Bauchschmerzen, Stuhlgang) und 83 Patienten, die bereits an der Divertikulitis gelitten hatten. Alle Teilnehmer gaben ausführliche Auskünfte zu ihrer Ernährung, zu Nahrungsmitteln, die sie regelmäßig, selten oder nie verzehrten sowie die üblichen Portionsgrößen. Daraus wurden die täglichen Aufnahmen von Kalorien und Anteile von Makronährstoffen (gesättigte und ungesättigte Fette, Proteine, Kohlenhydrate), Ballaststoffen und Mikronährstoffen (Vitamine A, C, D, E) bestimmt. Einbezogen war auch die antioxidative Kapazität der Nahrung (ORAC-Index), da es Hinweise auf eine mögliche Rolle des oxidativen Stresses bei dieser Krankheit gibt.

Die Auswertungen zeigten eine signifikant verringerte Kalorienaufnahme bei den Patienten mit Divertikel-Krankheit, wobei diejenigen mit einer früheren Divertikulitis weniger Kalorien aufnahmen als die anderen Teilnehmer. Möglicherweise schränken Patienten mit der Divertikel-Krankheit ihre Nahrung, vor allem bei schwererer Belastung, ein und verringern so ihre Kalorienzufuhr. Allgemein sollte eine fettreiche Ernährung vermieden und der Verzehr von gesättigten Fetten verringert werden. Die Aufnahme von einfach und mehrfach gesättigten Fettsäuren sollte gefördert werden, um die Darm-Mikrobiota zu unterstützen und Entzündungen zu vermeiden. Mit der Divertikel-Krankheit nahmen die Patienten deutlich weniger Fette zu sich als Gesunde. 

Das betraf alle Fettarten, auch die gesünderen einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Bei den Proteinen zeigten sich ebenfalls Unterschiede. Teilnehmer mit der Divertikel-Krankheit aßen z. B. weniger weißes Fleisch und mehr rotes Fleisch als die gesunden Kontrollpersonen. Dabei nahmen die Divertikulitis-Patienten noch weniger Proteine auf. Dies könnte das Krankheitsrisiko verstärken, die Spiegel entzündlicher Biomarker erhöhen und chronische, geringgradige, systemische Entzündungen fördern, die bei der Divertikulitis eine Rolle spielen. Bei den gesamten Kohlenhydraten gab es keine wesentlichen Unterschiede. Eine spezifischere Analyse zeigte, dass Divertikulitis-Patienten weniger Oligosaccharide (Mehrfachzucker in Obst, Gemüse etc.) konsumierten. Einige davon sind als Präbiotika wirksam und stärken die gesunde Darmflora. Geringere Oligosaccharide können möglicherweise zu einer Divertikulitis und Rückfällen beitragen. Die Divertikulitis-Patienten nahmen auch weniger Ballaststoffe zu sich. 

Das legt nahe, dass Patienten, die am meisten von guten Zufuhren an Ballaststoffen profitieren würden, am wenigsten davon konsumieren. Gute Aufnahmen senken das Divertikulitis-Risiko, Ballaststoffe können das Stuhlvolumen verbessern und allgemein die Darmtätigkeit anregen. Sie beeinflussen auch die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und die Stoffwechselaktivität. Sie sind weiter eine Quelle für kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat, das die Darmbarriere (Darmschleimhaut) stabilisiert und antientzündlich wirkt. Zum ersten Mal wurde außerdem gezeigt, dass Patienten mit Divertikel-Krankheit geringer mit den antioxidativen Vitaminen (A, C, E) sowie mit Vitamin D versorgt waren als gesunde Kontrollpersonen. Noch ist die Rolle von Vitamin D bei der Divertikel-Krankheit nicht geklärt, doch es gibt einige Hinweise, dass höhere Vitamin-D-Spiegel mit einem geringeren Divertikulitis-Risiko verbunden sind.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigte, dass Patienten mit verschiedenen Stadien der Divertikel-Krankheit im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen eine Reihe unterschiedlicher Ernährungsweisen haben. Sie hatten eine geringere tägliche Aufnahme an den gesamten Kalorien, Fetten und auch eine geringe Zufuhr an Ballaststoffen. Sie waren auch schlechter mit Vitamin D und den antioxidativen Vitaminen A, C und E versorgt. Die Forscher empfehlen, die vorteilhafte Rolle einer ausgewogenen Ernährung bei der Ernährungsberatung dieser Patienten hervorzuheben. Eine gesündere Ernährung könnte auch die Darm-Mikrobiota beeinflussen, die ein Schlüsselfaktor bei der Divertikel-Krankheit ist. Die Beziehungen zwischen den Ursachen und Wirkungen der Ernährung und den verschiedenen Stadien der Divertikel-Krankheit sollten künftig weiter erforscht werden.

Quelle
B. Polese et al., Patients with Diverticular Disease Have Different Dietary Habits Compared to Control Subjects: Results from an Observational Italian Study. In: Nutrients, online 28.4.2023, doi: 10.3390/nu15092119.

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