Prä- und Probiotika bei Laktoseintoleranz

Ergänzungen mit probiotischen Bifidobakterien und präbiotischen Galacto-Oligosacchariden können die Darmgesundheit verbessern. Das könnte Menschen mit Laktoseintoleranz zugutekommen.

Bei der Laktoseintoleranz ist der Milchzucker durch einen angeborenen oder erworbenen Mangel an dem Enzym Laktase (Beta-Galaktosidase) unverträglich. Daher kann Laktose (Disaccharid) nicht in ihre Bestandteile (Glukose, Galaktose) aufgespalten werden. Sie gelangt bis in den Dickdarm, wo sie von Bakterien abgebaut wird, dabei entstehen Gärungsprodukte (Laktat, Kohlendioxid, Methan, Wasserstoff). In der Folge können verschiedene Symptome entstehen, z. B. Bauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen. Je nach dem Grad der Beschwerden wird die Laktoseintoleranz mit einer laktosearmen oder -freien Diät behandelt, außerdem stehen Präparate zur Verfügung, die Laktase ergänzen. 

Einige Mikroorganismen im Darm, darunter die Laktobazillen und Bifidobakterien (Milchsäurebakterien), senken die Konzentration von Laktose durch ihre Beta-Galaktosidase-Aktivität. Entsprechend könnten ihre höheren Vorkommen in der Darm-Mikrobiota eine langfristige Strategie zur Behandlung der Laktoseintoleranz sein. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher prüfte dazu die bisherigen Kenntnisse, ob Aufnahmen von Probiotika und/oder Präbiotika (Nahrung für gesunde Darmbakterien), die Verdauung und Toleranz von Laktose verbessern können.

Nach einer umfassenden Recherche in den einschlägigen Datenbanken konnten die Forscher elf Studien dazu auswerten. Davon berichteten acht Studien über eine positive Verbesserung der Laktose-Verdauung und/oder -Intoleranz, die drei restlichen Studien kamen zu neutralen Ergebnissen. Die Auswertungen zeigten, dass die Aufnahmen von Bifidobakterien ein wirksamer Ansatz zu verringerten Symptomen der Laktoseintoleranz sein könnten. In einigen Studien blieben geringere Schmerzen auch dann erhalten, wenn die Ergänzung abgesetzt wurde, doch hier waren die Ergebnisse nicht einheitlich. Mehrere Studien berichteten über einen allgemeinen Rückgang der Symptome, vor allem von Bauchschmerzen, Diarrhoe und Blähungen. 

In den meisten Studien waren die Bifidobakterien im Vergleich zu einem Placebo mit verringerten abdominalen Symptome wirksam, im Vergleich zu Laktase war die Wirkung jedoch etwas weniger ausgeprägt. In drei Studien wurde geprüft, ob die gemeinsame Besiedlung von Probiotika, z. B. mit verschiedenen Laktobazillen und Bifidobakterien, vorteilhaft ist. Die Symptome blieben nach den kombinierten Gaben für einige Wochen niedrig. In einer Studie konnten damit die Symptome der Laktose-Intoleranz ebenso wirksam verringert werden wie durch eine Laktase-Ergänzung, wobei dieser Effekt drei Monate lang anhielt. 

Allein waren die Wirkungen von Bifidobakterien eher von kürzerer Dauer. Auch die präbiotischen Galakto-Oligosaccharide waren bei Laktoseintoleranz wirksam. Es gibt einige Nachweise, dass sie als Nahrungsergänzung die Bifidobakterien im Dickdarm deutlich erhöhen und Bauchbeschwerden verringern können. Auch mit Gaben von Galakto-Oligosacchariden konnten Symptome der Laktoseintoleranz verringert werden, doch die spezifischen Verbesserungen waren relativ unterschiedlich.

Die Forscher ziehen das Fazit: Der Verzehr von Probiotika und Präbiotika zur Veränderung des Mikrobioms bei Laktoseintoleranz hat sich bewährt, davon Betroffene könnten von einer positiven Veränderung der Darm-Mikrobiota, z. B. durch die Gabe von Bifidobakterien, profitieren. Diese gesunden Bakterien können auch die präbiotischen Galakto-Oligosaccharide effizient als Substrat für ihr Wachstum nutzen. Daher könnte die kombinierte Aufnahme eine effiziente Strategie bei Laktoseintoleranz sein. 

In einigen Studien war die Linderung der Beschwerden zwar nicht ebenso groß wie bei einer laktosefreien Diät, doch die Symptome hatten sich deutlich gebessert. In Anbetracht der verbesserten Wirksamkeit von Bifidobakterien und Laktobazillen sollte ihr Potenzial als ergänzende Maßnahme bei Laktoseintoleranz in weiteren Studien untersucht werden, um z. B. wirksame Dosen und die Dauer der Ergänzungen von Probiotika zu bestimmen.

Quelle
Sindusha Mysore Saiprasad et al., A Narrative Review of Human Clinical Trials to Improve Lactose Digestion and Tolerance Feeding Bifidobacteria and Galacto-Oligosaccharides. In: Nutrients, online 12.8.2023, doi: 10.3390/nu15163559.

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