Diabetes hat erhebliche Folgen für die Gesundheit, dazu können auch psychische Störungen gehören. Eine gute Ernährung kann mit der angemessenen Versorgung von wichtigen Mikronährstoffen dazu beitragen, sowohl den Diabetes als auch die damit verbundenen psychischen Belastungen zu verringern.
Diabetes ist eine Stoffwechselkrankheit, zu der Insulinresistenz oder -mangel und ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel gehören. Damit verbunden ist ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Störungen in den Nieren, Augen und Nerven. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen, z. B. Depressionen, Angstzustände und den Abbau kognitiver Leistungen. Jeder vierte Erwachsene mit Diabetes ist von Depressionen betroffen, die oft nicht erkannt und behandelt werden. Die Beziehung besteht auch umgekehrt: Menschen, die von psychischen Störungen betroffen sind, leiden häufiger auch am Diabetes. Bei beiden gehört eine verbesserte, gesunde Ernährung zu den Schlüsselkomponenten der Therapie.
Sie kann zur Prävention oder Linderung der Symptome von psychischen Störungen und Diabetes beitragen. Dabei spielen Kohlenhydrate als wichtige Makronährstoffe für den Körper und das Gehirn eine wichtige Rolle. Hohe Aufnahmen raffinierter Kohlenhydrate werden mit kognitiven Beeinträchtigungen und emotionalem Stress verbunden, sie wirken negativ auf die Gehirnfunktionen und die Gesundheit. Studien zeigten, dass die geringere Aufnahme besonders der einfachen Kohlenhydrate zur Vorbeugung von Diabetes und zu verringerten Angstzuständen beitragen kann. Daher sollten raffinierte Kohlenhydrate begrenzt und dazu der Verzehr von Ballaststoffen erhöht werden. Studien deuten darauf hin, dass der häufige Verzehr von Ballaststoffen dazu beiträgt, Ängste zu lindern, die Aufnahme von Kohlenhydraten im Körper zu verlangsamen und die Insulinempfindlichkeit zu verbessern, wodurch der Blutzucker besser kontrolliert werden kann.
Bei Diabetes und damit verbundenen psychischen Störungen sind auch eine Reihe von Mikronährstoffen sehr wichtig. Sie sollten vorrangig aus einer gesunden Ernährung aufgenommen werden, Ergänzungen können bei Bedarf die Versorgung verbessern. Mikronährstoffe, vor allem die Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und einige Mineralien, können auf die geistige Gesundheit, den Blutzuckerspiegel und diabetesbedingte Komplikationen einwirken, entsprechenden Symptomen vorbeugen oder sie lindern. Eine Gruppe von US-amerikanischen Forschern stellte dazu die aktuellen Kenntnisse vor.
Für Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA, DHA) sind eine Reihe gesundheitlicher Wirkungen nachgewiesen. Dazu gehören günstige Einflüsse auf die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes, psychische Störungen, Entzündungen und Adipositas. In einer (klinischen) Studie zeigte sich z. B., dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren (1.250 mg/Tag) in Kombination mit Vitamin E (400 IE/Tag) über 12 Wochen den Nüchtern-Blutzucker verbesserte und die Insulinresistenz verringern konnte. Störungen der psychischen Gesundheit wurden mit Unregelmäßigkeiten in der Struktur von Fettsäuren verbunden. Das gilt besonders für zu niedrige Konzentrationen der gesunden Omega-3-Fettsäuren.
Sie sind mit deren Inhaltsstoffen EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) sehr wichtige Bestandteile der Zellmembranen des Gehirns und beeinflussen die neuronalen Funktionen. Man geht davon aus, dass dafür ihre entzündungshemmenden und neuroschützenden Eigenschaften entscheidend sind. Sie modulieren z. B. Entzündungen, die an der Entstehung von Stimmungsstörungen beteiligt sind, sowie die Funktionen von Neurotransmittern und Synapsen, die Schlüsselfaktoren für das psychische Wohlbefinden sind.
Der Vitamin-B-Komplex, vor allem die Vitamine B6, B12 und Folat, hat zahlreiche Vorteile für die Gesundheit des Gehirns und das psychische Wohlbefinden. Die B-Vitamine sind für die optimalen Gehirnfunktionen und die Bildung von Neurotransmittern sehr wichtig. Bei einem Mangel wurden neurologische Störungen, z. B. Angstzustände und Depressionen, festgestellt. Höhere Aufnahmen von Vitamin B6 konnten dazu beitragen, solche Störungen zu senken. Vitamin B6 hat offenbar auch das Potenzial, den Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr von Zucker und Stärke zu verringern. Weiter zeigte sich, dass der Vitamin-B-Komplex die Blutzucker-Kontrolle und die Nierenfunktionen bei Diabetes verbessert, indem der Homocysteinspiegel gesenkt wird. Vitamin D ist für die Diabetes-Kontrolle und das psychische Wohlbefinden ebenso wichtig wie für die Knochengesundheit.
Ein Mangel wirkt sich negativ auf die Insulinempfindlichkeit aus. Es gibt Hinweise, dass Vitamin D die Insulinsekretion im Pankreas direkt erhöhen kann. Vitamin D-Ergänzungen verbesserten bei Diabetikern signifikant den Nüchtern-Blutzucker, Insulin und den HOMA-IR-Wert. Sie wirkten sich in einigen Studien bei Diabetikern auch positiv auf Depressionen und Angstzustände aus. Ein Screening des Vitamin-D-Spiegels ist daher sinnvoll. Auch Vitamin E ist als Antioxidans für die Vorbeugung und den Verlauf von Diabetes und damit einhergehende Komplikationen sehr wichtig. Es kommt in den Zellgeweben vor, schützt vor Lipidperoxiden und ist für die guten Funktionen von Immunzellen nötig. Es spielt auch im Glukose-Stoffwechsel eine zentrale Rolle und verbessert die Insulin-Reaktionen. Ein Mangel an Vitamin E wird auch mit Depressionen und Angstzuständen verbunden, bei erhöhten Aufnahmen wurden geringere depressive Symptome beobachtet.
Bei den Mineralien wirken besonders Zink, Magnesium und Chrom auf den Diabetes und psychische Störungen ein. Zink ist an mehreren Zellfunktionen beteiligt und wird für die Regulierung des Blutzuckerspiegels benötigt. Es ist ein wichtiger Cofaktor für die Glukose-Homöostase, unterstützt die Funktionen des Immunsystems und reduziert den oxidativen Stress. In einigen Studien wurde ein niedriger Zinkspiegel bei Diabetikern festgestellt, andere zeigten, dass ein Zinkmangel häufig mit einer geringeren Insulinempfindlichkeit einhergeht und die Konzentration von Nüchtern-Glukose beeinflussen kann.
Depressionen und Angstzustände werden ebenfalls mit einer niedrigen Zinkzufuhr verbunden. Zink kann daher sowohl zur Vorbeugung und Behandlung von Diabetes als auch für das psychische Wohlbefinden von Diabetikern nützlich sein. Magnesium ist ein Cofaktor für mehr als 300 Enzyme, die an der Cholesterin-Synthese und dem Glukose-Stoffwechsel beteiligt sind. Der Zusammenhang zwischen Diabetes und geringem Magnesium ist gut belegt. Dabei schreitet die Krankheit schneller voran, und das Risiko für Komplikationen steigt. Magnesium ist ein direkter Faktor bei der Entwicklung der Insulinresistenz, umgekehrt ist Insulin ein wichtiger Regulator der Magnesium-Homöostase. Daher geraten Patienten mit Diabetes und zu geringem Magnesium im Blut (Hypomagnesämie) in einen Teufelskreis, in dem eine Insulinresistenz verursacht wird und diese die Magnesium-Konzentration verringert. Ergänzungen von Magnesium konnten die Insulinempfindlichkeit bei Diabetes-Patienten verbessern.
Beim Mangel an Magnesium treten auch psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände auf. In einer Studie konnte die Magnesium-Ergänzung die Behandlung von Depressionen bei Diabetikern unterstützen. Chrom wird für den Lipid- und Kohlenhydrat-Stoffwechsel benötigt. Es trägt zur verbesserten Blutzucker-Kontrolle bei und kann bei Diabetes und den damit verbundenen Komplikationen unterstützen. Neuere Studien zeigten, dass niedrige Chromspiegel das Diabetesrisiko erhöhten, während optimale Chromspiegel die Glukose-Homöostase bei Patienten mit Hyperglykämie (Unterzuckerung) verbessern. Niedriges Chrom wird auch mit psychischen Störungen verbunden. In einigen Studien konnten Chrom-Ergänzungen Angstzustände, depressive Störungen und Stimmungsschwankungen verbessern.
Die Forscher ziehen das Fazit: Eine verbesserte Ernährung kann zusammen mit der angemessenen Diabetes-Therapie wichtig für die Blutzuckerkontrolle und Förderung der psychischen Gesundheit sein. Neben einer geeigneten Diabetes-Diät kann die gute Versorgung mit Mikronährstoffen aus der Nahrung und bei Bedarf aus Nahrungsergänzungen dazu beitragen, die Kontrolle des Blutzuckers zu verbessern und das psychische Wohlbefinden von Diabetikern zu fördern. Nachweise dafür gibt es vor allem für die B-Vitamine, die Vitamine D und E sowie für die Mineralien Zink, Magnesium und Chrom und für die Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA). Dabei ist es wichtig, Mikronährstoffe in der Auswahl und Dosierung auf die persönlichen Bedürfnisse der Diabetes-Patienten abzustimmen. Die Beziehungen zwischen Diabetes und psychischen Störungen sollten weiter, auch in Bezug auf die Empfehlungen für Mikronährstoffe, untersucht werden.
Quelle
Raedeh Basiri et al., Key Nutrients for Optimal Blood Glucose Control and Mental Health in Individuals with Diabetes: A Review of the Evidence. In: Nutrients, online 8.9.2023, doi: 10.3390/nu15183929.