Seit einigen Jahren zeigen Studien, dass der oxidative Stress bei der Entstehung und dem Verlauf der Parkinson-Krankheit eine Rolle spielen kann. Antioxidative Flavonoide könnten dazu beitragen, den oxidativen Stress bei Parkinson zu verringern.
Der Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Krankheit. Dazu gehören in erster Linie Störungen dopaminerger Neuronen, d. h. solche, die auf den Neurotransmitter Dopamin reagieren. Die wichtigsten motorischen Symptome des Morbus Parkinson sind Tremor, verschiedene Störungen der Bewegung in der Skelettmuskulatur (Rigor, Bradykinesie/Akinesie) und Haltungsinstabilität. Weitere Symptome können in der Motorik und mit anderen Beschwerden (psychische, urogenitale, gastrointestinale und kardiovaskuläre Symptome) hinzukommen. Die Krankheit ist stark mit dem Alter verbunden, betroffen sind vor allem Männer. Die Parkinson-Krankheit wird sowohl von veränderlichen (Umwelt, Lebensstil, Ernährung) als auch von unveränderlichen (Genetik, Alter, Ethnie, Geschlecht) Risikofaktoren beeinflusst. Der oxidative Stress spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Krankheit, da sowohl innere als auch äußere Faktoren zu Stress im zentralen Nervensystem beitragen und dessen Funktionalität beeinträchtigen können.
Dopaminerge Neuronen sind aufgrund ihrer Charakteristika, der Interaktion mit Gliazellen (Stützgewebe des Nervensystems) und des Dopamin-Stoffwechsels, der Eisen und den oxidativen Katabolismus (Abbau von Stoffen) beinhaltet, besonders anfällig für den oxidativen Stress. Er kann zusammen mit Neuroentzündungen Mutationen in der Protein-Synthese verursachen, die an der Entstehung von Parkinson (durch Bildung amyloidähnlicher Fibrillen) beteiligt sind. Angesichts der Bedeutung vom oxidativen Stress bei Parkinson könnten antioxidative Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe) möglicherweise dazu beitragen, die Krankheit zu hemmen bzw. zu verringern. Zu den Polyphenolen, die in pflanzlichen Lebensmitteln besonders reichlich vorhanden sind, gehört die Gruppe der Flavonoide. Zu ihren Unterklassen gehören u.a. Anthocyane, Flavanole (z. B. Catechine), Flavanone, Flavone und Flavonole, für viele der dazu gehörenden Einzelsubstanzen sind gesundheitliche Wirkungen nachgewiesen.Flavonoide und andere Polyphenole weisen ein niedriges Redox-Potenzial auf, sie spenden Wasserstoffatome, um oxidierte Radikale zu reduzieren, während sie gleichzeitig antioxidative Enzyme fördern und entzündungsfördernde Enzyme hemmen. Zu den Beziehungen zwischen Polyphenolen und Parkinson wurden bisher vor allem experimentelle Studien durchgeführt.
Dabei zeigten einige Flavonoide, z. B. Quercetin (u. a. in Kapern, Liebstöckl, Äpfeln, Tee, Zwiebeln), positive bzw. antioxidative Wirkungen auf die Parkinson-Krankheit. Auch Epigallocatechingallat (EGCG), das häufigste Flavonoid im grünen Tee, konnte die intrazellulären Konzentrationen reaktiver Sauerstoffspezies verringern. Daneben zeigten auch andere Polyphenole eine positive Wirkung auf Parkinson, das gilt z. B. für die Ellagsäure (in Himbeeren, Erdbeeren etc.) und Resveratrol (in Weintrauben, Rotwein etc). Eine Gruppe mexikanischer Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse über die Beziehungen von Flavonoiden und Parkinson vor. Nach einer umfassenden Recherche konnten sie fünf Studien auswerten (3 klinische Studien und 2 Bevölkerungsstudien, durchgeführt von 2010 bis 2022), in denen bei Parkinson-Patienten die Aufnahmen von Flavonoiden aus der Nahrung und Nahrungsergänzungen untersucht wurden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein erhöhter Verzehr von Gesamt-Flavonoiden und ihren Unterklassen (Flavan-3-ole, Flavonole, Anthocyane) oder von Lebensmitteln, die reich an diesen Stoffen sind (2 bis 5 Portionen Äpfel, Rotwein, Blaubeeren und Erdbeeren pro Woche), das Risiko, an Parkinson zu erkranken, verringern.
Auch die Aufnahmen von Lakritze, Curcumin und Kakao, die reich an Flavonoiden und anderen Polyphenolen sind, könnten dazu beitragen, die motorischen Fähigkeiten zu verbessern. Es wurden keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Lebensqualität, das Fortschreiten der Krankheit oder auf nicht-motorische Symptome wie kognitive Fähigkeiten und Stimmungen beobachtet. Die Forscher ziehen das Fazit: Polyphenole in Gemüse und Obst, die für ihre hohe antioxidative Kapazität bekannt sind, könnten dazu beitragen, den Ausbruch der Parkinson-Krankheit zu hemmen oder ihr Fortschreiten zu verzögern. Das gilt vor allem für die Flavonoide als die am häufigsten vorkommende Klasse von Polyphenolen in Lebensmitteln. Auch wenn dazu nur eine begrenzte Anzahl von Studien mit Parkinson-Patienten ausgewertet werden konnte, deuten die Ergebnisse auf neuroschützende Wirkungen von Flavonoiden bei Parkinson hin. Dies kann in die Empfehlungen zur Ernährung bei dieser Krankheit einfließen. Die Beziehungen zwischen Flavonoiden und Parkinson sollten künftig weiter untersucht werden.
Quelle
Christian Adrián González-May et al., Dietary flavonoids may have a protective and therapeutic effect in Parkinson disease: A systematic review. In: Nutrition Research, online 3.11.2023, doi: 10.1016/j.nutres.2023.10.004.