Die antioxidativen Fähigkeiten von Vitamin C könnten die Entwicklung von Alzheimer möglicherweise verlangsamen. Das legen die Ergebnisse einer neuen Langzeit-Studie aus den USA nahe.
Die Alzheimer-Krankheit ist eine häufige neurodegenerative Erkrankung, die unheilbar ist und in erheblichem Maß zur verminderten Lebensqualität, Morbidität, und vorzeitiger Sterblichkeit beiträgt. Alzheimer ist mit zunehmenden Veränderungen im Gehirn verbunden, gekennzeichnet durch Gedächtnisverlust, kognitive Störungen und Einschränkungen bei alltäglichen Aktivitäten bis zum Persönlichkeitszerfall. Die Krankheit schreitet langsam voran und wird in verschiedene Stadien eingeteilt. Die Vorkommen steigen mit zunehmendem Alter an, etwa 5 bis 10 % der über 65-Jährigen sind betroffen, bei den über 80-Jährigen sind es 30 %.
Alzheimer entsteht vor allem durch ein komplexes Zusammenspiel von genetischer Anfälligkeit sowie von Verhaltens- und Umweltfaktoren im Lauf des Lebens. Die lange Entwicklungszeit deutet u. a. darauf hin, dass frühzeitige Maßnahmen den Ausbruch der Krankheit verzögern können, etwa einer von drei Fällen wird auf zugrundeliegende, veränderbare Risikofaktoren zurückgeführt. Die vermehrte Bildung von freien Radikalen bei neurodegenerativen Erkrankungen weckte großes Interesse an der Rolle von Vitamin C bei einem verzögerten Ausbruch von Alzheimer. Durch seine antioxidativen Fähigkeiten kann Vitamin C bei zellulären Prozessen im Stoffwechsel freie Radikale abfangen. Es wurde beobachtet, dass die höchste Vitamin-C-Konzentration im Gehirn (Großhirnrinde, Hippocampus, Amygdala) sowie in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit zu finden ist, wo der Gehalt offenbar höher ist als im Blutplasma.
In den Gehirnen von Alzheimer-Patienten wurden die Bildung und Ablagerungen von Alzheimer-Fibrillen (neurofibrilläre Tangles) und Beta-Amyloid (2 Proteine und Bestandteil seniler Plaques) festgestellt, was vermutlich mit dem oxidativen Stress in Verbindung steht. Vitamin C könnte dazu beitragen, das neuronale oxidative Ungleichgewicht und Entzündungen, die an der Entwicklung von Alzheimer beteiligt sind, zu verringern. Die möglichen positiven Wirkungen von Vitamin C aus der Nahrung (Obst, Gemüse) und Nahrungsergänzungen oder aus guten Serumkonzentrationen sind in Bezug auf die Vorkommen von Alzheimer bisher nicht eindeutig geklärt. Die bisher unterschiedlichen Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen dem Vitamin-C-Spiegel und Alzheimer lassen sich zum Teil durch verschiedene Studiendesigns erklären, das betrifft z. B. die Dauer der Nachbeobachtung, geringere Teilnehmerzahlen und unterschiedliche Altersgruppen.
Eine Gruppe von US-amerikanischen Forschern führte nun eine neue Studie mit dem Ziel durch, den Zusammenhang zwischen den Serum-Vitamin-C-Spiegeln und der durch Alzheimer bedingten Sterblichkeit zu untersuchen. Dabei sollte auch ein Schwellenwert ermittelt werden, ab dem ein potenzieller Nutzen höherer Serum-Konzentrationen von Vitamin C für die Alzheimer-Mortalität nicht mehr gegeben ist.
In die Studie waren rund 4500 Erwachsene im Alter ab 60 Jahren (Durchschnittsalter 70 Jahre, knapp 43 % Männer) einbezogen, die an der großen US-Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey) teilgenommen hatten. Zu Beginn der Studie (1988-1994) wurden ihre Gesundheit, der Lebensstil sowie die Aufnahmen von Vitamin C und dessen Werte im Serum ermittelt. Davon abhängig wurden die Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt, von den höchsten bis zu den geringsten Vitamin-C-Werten. Die Vorkommen eines Vitamin-C-Mangels lagen bei knapp 9 %, knapp 15 % hatte niedrige Vitamin-C-Werte im Serum. Die kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmer wurden mit verschiedenen Tests geprüft, zu Beginn der Studie hatten alle keine kognitiven Beeinträchtigungen.
Die Teilnehmer wurden bis 2019 weiter gesundheitlich beobachtet (im Durchschnitt 15 Jahre), dabei wurden auch die Sterblichkeitsfälle und deren Ursachen nachverfolgt. Am Ende der Nachbeobachtung wurden 153 Todesfälle aufgrund von Alzheimer ermittelt. Teilnehmer mit den geringsten Vitamin-C-Werten im Serum (<0,56 mg/dL) hatten daran den größten Anteil. Die Teilnehmer in der Gruppe mit den höchsten Vitamin-C-Werten im Serum hatten im Vergleich dazu ein deutlich geringeres Risiko (- 41 %) für die Alzheimer-Sterblichkeit bzw. bessere Aussichten für ein langsameres Fortschreiten der Krankheit. Das Ergebnis blieb stabil, auch nachdem andere mögliche Einflüsse, z. B. soziodemografische Faktoren, das Verhalten und der Lebensstil, der Stoffwechsel und der generelle Gesundheitszustand berücksichtigt wurden.
Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist außerdem, dass sehr hohe Vitamin-C-Konzentrationen im Serum (über 2,3 mg/dL) wieder mit einer Zunahme des Alzheimer-Risikos verbunden waren. Dies könnte möglicherweise ein Schwellenwert sein, ab dem der potenzielle Nutzen von Vitamin-C-Konzentrationen im Serum für das Alzheimer-Risiko nicht mehr gegeben ist.
Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Studie zeigt eine Beziehung zwischen dem Vitamin-C-Spiegel im Serum und der Sterblichkeit bei Alzheimer. Das könnte bei guten Werten zu einer verlangsamten Entwicklung der Krankheit beitragen. Dabei zeigte sich möglicherweise auch ein Schwellenwert für sehr hohe Vitamin-C-Konzentrationen (über 2,3 mg/dL), ab dem der Schutzeffekt sich wieder verringert oder nicht mehr bestehen könnte. Angesichts der zunehmenden Häufigkeit von Alzheimer (nicht nur) in den USA sind diese Ergebnisse sehr wichtig. Sie deuten darauf hin, dass ein guter Vitamin-C-Spiegel eine schützende Rolle bei der Entwicklung und dem Fortschreiten von Alzheimer spielen kann. Die Zusammenhänge zwischen Vitamin C und der Alzheimer-Krankheit sollten weiter erforscht werden.
Quelle
Duke Appiah et al., The Relation of Serum Vitamin C Concentrations with Alzheimer's Disease Mortality in a National Cohort of Community-Dwelling Elderly Adults. In: Nutrients, online 29.05.2024, doi: 10.3390/nu1611672.